Jahresrückblick 2022

Unser Jahresrückblick 2022 – die ersten 2200 Seemeilen

Nach einem Jahr, das definitiv zum ereignisreichsten unseres Lebens zählt, folgt nun unser Jahresrückblick 2022. Bis heute haben wir etwa 2200 Seemeilen zurückgelegt und sind wahnsinnig stolz auf unsere Leistung.

Wir hatten auch vor, unseren Blog aktuell zu halten, doch wegen der vielen neuen Eindrücke und anderen Dingen, die letztes Jahr weiter oben auf unserer Prioritätenliste standen, sind wir mit dem Schreiben nicht hinterher gekommen und haben euch stattdessen auf Instagram mehr von unserem Alltag an Bord gezeigt. Dieses Jahr soll sich das ändern. Deshalb starten wir mit diesem Beitrag einen Schnelldurchlauf des vergangenen Jahres und werden unseren Blog anschließend so gut wie möglich auf dem neuesten Stand halten. Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen.

Refit beendet: jetzt geht es los

Roman beim Schweißen vom Geräteträger

Einige Wochen haben wir in Svendborg (Dänemark) mit viel Arbeit und fast täglich neuen Herausforderungen verbracht, um unsere YLVI auf die Reise vorzubereiten. Nun ist alles erledigt und wir können endlich los. Die Aufregung steigt in den letzten Stunden vor unserer Abfahrt. Dann verabschieden wir uns von Peter – unserem Stegnachbarn – der ebenfalls am Boot wohnt, und werfen die Leinen los.

Die erste Fahrt mit unserem Langkieler rückwärts aus dem Hafen gestaltet sich schon äußerst spektakulär, da es unser Heck nach Steuerbord Richtung Steg zieht und wir uns im letzten Moment ohne Kollision aus dem Hafen manövrieren können. Na das geht ja gut los.

Jetzt doch durch den Kielkanal?

Anfangs hatten wir geplant, unsere Reise um Dänemark herum Richtung Süden fortzusetzen. Nach unserem Zeitplan wollten wir aber möglichst bald Richtung Süden kommen, damit uns der Winter nicht einholt, bevor wir im Süden Portugals eintreffen.

Da wir im Jahr 2021 bloß in Kroatien den Bootschein absolviert haben, waren wir uns nicht sicher, ob wir überhaupt ohne gültigen Schein in deutsche Gewässer fahren dürfen. Schlussendlich entscheiden wir uns aber dennoch, uns auf den Weg Richtung Kiel zu machen. Gleich nachdem der Anker vor Heikendorf, mit Blick auf die Schleuse des Kielkanals fällt, stattet uns die Wasserpolizei auch schon einen Besuch ab. Die netten Herren warnen uns vor aufkommendem Starkwind und machen sich nach wenigen Minuten auch schon wieder auf den Weg.

Die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal gestaltet sich einfacher, als zuerst gedacht. Als nächstes steht also die Fahrt in den ersten Hafen auf unserer Route an.

Unser Boot Ylvi in der Schleuse im Kielkanal.

Cuxhaven – warten auf besseres Wetter

Nach ein paar angenehmen Tagen in Cuxhaven verändert sich das Wetter endlich zu unserem Vorteil. Wind von Nordwest bis West mit drei bis vier Windstärken und kein Ende in Sicht. Das ist unsere Chance, in möglichst kurzer Zeit möglichst weit zu kommen. Die ersten Nachtfahrten und die offene Nordsee liegen vor uns. Also los geht’s.

Unser Boot am Tanksteg bevors auf die Nordsee geht.

Nordsee und Ärmelkanal im Schnelldurchlauf

Gemütlicher können wir uns das Segeln auf der Nordsee nicht vorstellen. Die See ist meist glatt wie ein Ententeich und die Nächte mit etwa vier Stunden Dunkelheit wunderbar kurz. Als unsere Wetter-App ein Unwetter in der Vorhersage anzeigt, entscheiden wir uns, den Hafen in Den Helder anzusteuern. So haben wir noch genug Zeit, bis das Unwetter vorüberzieht, um danach unseren Kurs Richtung Süden fortzusetzen. Doch es kommt anders, als wir uns das vorgestellt haben.

Den Helder – nichts wie weg hier

Als wir bei Sonnenuntergang im Hafen von Den Helder ankommen, hat der Wind ordentlich aufgefrischt. Schon die sehr enge Hafeneinfahrt lässt uns erahnen, dass das Anlegen in diesem Hafen keine Fehler verzeiht. Der Wind kommt zusätzlich von der Seite und macht ein risikoarmes Festmachen in den engen Boxen für uns unmöglich. Den Beitrag mit unseren Erfahrungen in diesem Hafen findest du HIER.

Wir entscheiden uns also, noch eine Nachtfahrt anzuhängen und den nächsten großen Hafen Ijmuiden anzusteuern. Hier müssen wir unbedingt einen Platz finden, weil uns ansonsten vor dem herannahenden Unwetter keine Zeit mehr bleibt.

Ijmuiden – in den sicheren Hafen

Dieser Hafen ist zwar etwas teurer, bietet uns aber ausreichend Platz zum Manövrieren. Nach Sonnenaufgang machen wir in aller Ruhe fest und legen uns erstmal schlafen. In der kommenden Nacht zieht das Unwetter vorüber. Der Wind pfeift laut in unseren Wanten und wir sind sehr froh, jetzt nicht auf der Nordsee sein zu müssen, denn das wäre nicht nur besonders furchteinflößend, sondern auch sehr gefährlich.

Am Abend des kommenden Tages lassen wir uns noch Pizza zum Hafen liefern, bevor wir am nächsten Morgen unsere Fahrt fortsetzen. Der Wind steht nun wieder auf unserer Seite.

Ankern mitten im Ärmelkanal

Die nächsten Tage machen wir für unsere Verhältnisse ordentlich Strecke und die Gezeitenströmung schiebt uns regelmäßig mit etwa sieben Knoten voran. Als wir die zweitengste Stelle des Ärmelkanals mit der heftigsten Strömung passieren möchten, schlägt uns unser Freund und Erstbesitzer unseres Bootes Jochen vor, bis der Strom dreht nochmal eine Stunde den Anker zu werfen und uns erst dann auf den Weg zu machen. Unser Anker fällt also vor La Bijude in Frankreich.

Im Nachhinein hätten wir uns diesen Ankerplatz allerdings erspart, weil unsere YLVI in den Wellen so heftig stampft, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Auch das händische Einholen des Ankers wird zur großen Anstrengung, bei der schon fast etwas Verzweiflung aufkommt. Schlussendlich schaffen wir es aber doch und lassen uns von der Strömung weiter durch den Kanal schieben.

Die Kanalinseln – ankern geht auch ungemütlich

Als wir auf den Kanalinsel angekommen sind, erkunden wir einige Tage die atemberaubende Landschaft und die alten Bunkeranlagen auf den Inseln. Dank des Windes und der Strömung, werden wir auf den Ankerplätzen dort ordentlich durchgeschaukelt. Nach ein paar Tagen machen wir uns auf den Weg Richtung Frankreich, um uns auf die Fahrt über die Biskaya vorzubereiten. Doch dann kommt doch noch etwas dazwischen, mit dem wir nicht gerechnet haben.

Aussicht von der Insel Alderney

Biskaya mit Hindernissen

Als in der Bucht vor Kermengui der Anker fällt, wissen wir noch nicht, dass Anita sich mit Corona angesteckt hat und dass es auf unserem kleinen Lebensraum nicht mehr lange dauern kann, bis wir beide Symptome zeigen. Am nächsten Tag liege auch ich mit 39° Fieber im Bett und bewege mich den ganzen Tag nicht heraus. Trotzdem möchten wir übermorgen auf die Biskaya aufbrechen, weil das Wetterfenster gerade so gut passt und wir nicht wissen, wann sich das ändern wird. Ein schlimmes Szenario wäre allerdings, wenn wir beide mitten auf der Biskaya wegen Krankheit ausfallen. Nachdem es Anita aber nach zwei Tagen schon wieder gut geht, beschließen wir uns, die Reise fortzusetzen.

Ankommen in Spanien – Sicht gleich Null

Als wir nach drei Tagen Überfahrt in Viveiro ankommen, sehen wir im dichten Nebel keine 20 Meter weit. Anita steht die letzte halbe Stunde vorne auf dem Bug und hält Ausschau nach Fischerbojen. Das Letzte, was wir so kurz vor Ankunft brauchen, wäre eine Leine in der Schraube. Ohne dass wir Land sehen, fällt in einer Bucht schließlich der Anker. Das einzige, das wir hören, sind die brechenden Wellen am Strand vor uns.

Die Westküste von Spanien und Portugal

Schon bevor wir in Spanien angekommen sind, haben wir von den vielen Fischerbojen gehört, die hier die Küste entlang überall im Wasser treiben. Wir können uns nun auch selbst ein Bild davon machen und im Nachhinein sagen, dass es unzählige sind. Deswegen haben wir es auch möglichst vermieden, Nachts unter Motor zu fahren. Einige dieser Bojen sind kaum markiert oder auch mit unauffälligen Gegenständen, die die gleiche Farbe haben, wie das Wasser.

Auch wer an der Westküste – besonders von Portugal – Ankerplätze sucht, sollte seine Routen vorher genau einplanen, denn die Möglichkeiten lassen sich an einer Hand abzählen. Ein paar schöne Ankerplätze haben wir entlang der Westküste von Portugal aber dennoch gefunden.

Die letzte große Überfahrt – warten und warten

Von Portimao aus starten wir unsere letzte große Überfahrt. Dank dem richtigen Segeltrimm und unserer Aries können wir uns die ewig langen Nächte unter Deck zurückziehen und etwas Schlaf bekommen. Radar und Navigationsinstrumente werden alle 20 Minuten kontrolliert. Zwischendurch holen wir über Funk die aktuellen Wetterberichte ein und vergleichen diese mit unseren, die wir vor der Überfahrt heruntergeladen haben.

In Lissabon angekommen, wissen wir, dass für uns die nächste und letzte große Überfahrt bevorsteht. Anfangs haben wir Madeira als Ziel geplant, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Nach mehreren Wochen des Wartens machen wir uns also auf den Weg weiter Richtung Süden, von wo aus wir direkt auf die Kanaren segeln möchten. Insgesamt warten wir ab Lissabon sieben Wochen auf ein passendes Wetterfenster und erwischen Ende November doch noch den passenden Wind, der uns auf die Kanaren bringt.

Am 2. Dezember fällt schließlich in der nördlichsten Ankerbucht von Lanzarote unser Anker und wir müssen erst realisieren, dass wir dieses Jahr alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben. Im Februar ohne großartige Vorkenntnisse gestartet und jetzt mit Unmengen an wundervollen Eindrücken, schönen Bildern und neuen Bekanntschaften im Gepäck angekommen.

Palmen und blauer Himmel im Winter auf Lanzarote

Was für eine Reise. Was für ein Jahr.

Hier auf den Kanaren möchten wir nun den gesamten Winter verbringen und herausfinden, wo die schönsten Ankerbuchten liegen, um möglichst wenig Häfen ansteuern zu müssen. Bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres haben wir neue Bekanntschaften geschlossen und sind uns sicher, dass wir hier eine tolle Zeit verbringen werden.

Dieses Jahr nehmen wir euch hier auf unserem Blog und natürlich auf Instagram mit auf die Reise und freuen uns auf alle, die wir bei uns an Bord willkommen heißen dürfen.

Zum Schluss noch ein paar Daten zum Jahresrückblick 2022

  • angelaufene Häfen in diesem Jahr: 3 Häfen
    5 Nächte in Cuxhaven (DE) – 23 € pro Nacht
    1 Nacht Imujden (NL) – 34 € pro Nacht
    1 Nacht in Cascais (PT) – 35 € pro Nacht

  • zurückgelegte Seemeilen: 2.200

  • Länder, die wir betreten haben: 6

  • Anzahl der Ankerbuchten auf unserer Route: 37

2 Kommentare zu „Unser Jahresrückblick 2022 – die ersten 2200 Seemeilen“

  1. Ihr seid so eine riesen große Inspiration für uns! Danke, dass ihr eure Reise und Erfahrungen so toll aufbereitet mit uns teilt! Wir wünschen euch, dass ihr auch dieses Jahr alle eure Ziele erreicht! ♥️✨⛵️
    Laura & Arne von der SY Moana

    1. Danke ihr Lieben! Wir freuen uns schon drauf, wenn es für euch endlich losgeht und euch auf eurer Reise virtuell zu begleiten und euch hoffentlich auch mal zu treffen. 🤗⛵

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Wir sind Anita & Roman und haben 2021 unser Haus verkauft, um auf ein Segelboot zu ziehen.

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