Monatsrückblick: Jänner 2024

Der Jänner war ganz anders, als wir es gewohnt sind. Wir haben die Hälfte des Monats in Häfen verbracht. Jetzt ist uns noch klarer als zuvor, dass wir einfach nicht in den Hafen gehören. Obwohl wir die Freiheit, jeden Tag einfach von Bord gehen zu können und den Luxus haben, unendlich Strom und Wasser nutzen zu können, fühlen wir uns hier nicht so frei, wie draußen am Ankerplatz.

Von einem Hafen zum nächsten.

Am 10. Jänner sind wir aus zwei Gründen in die Marina La Gomera in San Sebastian:

  1. Wind und Wellen sind vorhergesagt, die es hier auf unserem aktuellen Ankerplatz ungemütlich machen.
  2. Wir wollen unser Rigg checken lassen und haben bereits einen Rigger gefunden, der das in San Sebastian für uns machen könnte.

Also haben wir unseren Ankerplatz in Valle Gran Rey verlassen. Sind aber nicht direkt in den Hafen, sondern erstmal in eine Ankerbucht, kurz vor dem Hafen. Hier verbringen wir noch eine letzte Nacht vor Anker, bevor wir morgen für ein paar Tag in die Marina wechseln.

Am nächsten Tag, gleich am Vormittag, funken wir die Marina an. Vormittags ist es meist noch windstill. Das erleichtert das Anlegemanöver.

Schon vorab haben wir um einen einfach erreichbaren Hafenplatz gebeten. Denn mit unserem schweren Langkieler ohne Bugstrahlruder sind wir nicht in der Lage kontrolliert rückwärts zu fahren.

Außerdem bitten wir per Funk um Hilfe beim Anlegen. Wir haben das Gefühl, dass sich viele dafür zu stolz sind. Uns ist es lieber, um Hilfe zu fragen, als im Hafen einem anderen Boot oder unserem eigenen Schaden zuzufügen.

Am Laptop haben wir die Übersichtskarte vom Hafen geöffnet, die zum Glück viele Marinas online zur Verfügung stellen. Als uns der Marinero am Funk unseren Liegeplatz sagt, werden wir unruhig.

Wir sollen auf Platz D26, an den zweiten Steg in die Mitte. Leicht erreichbar ist anders. Mit Hilfe sollte es aber klappen.

Bei der 20-minütigen Fahrt unter Motor entscheiden Roman und ich etwa 5 Minuten vor der Einfahrt in den Hafen, dass ich heute das Steuer übernehmen werde.

Ich mach mir fast in die Hosen bei dem Gedanken daran. Weil bisher hat Roman Ylvi immer gesteuert, sobald es anspruchsvoll wurde. Heute bin ich dran. Und damit kommen wir zum nächsten Highlight im Jänner…

Anita‘s erstes Hafenmanöver

Mit zittrigen Händen an der Pinne steuere ich Ylvi in Richtung Hafeneinfahrt. Rechts von uns eine Fähre, ich hoffe nur, dass sich die nicht überlegt, jetzt ablegen zu wollen. Links von uns die Hafenmauer.

Um diese muss ich rum und direkt wieder nach links, kurz gerade raus und dann nach rechts zum zweiten Steg.

Es ist richtig eng hier in diesem Hafen. Bisher haben wir unsere Häfen eigentlich immer so ausgesucht, dass wir richtig viel Platz zum Manövrieren haben. Heute sieht das anders aus. Und vom Steuer sieht sowieso alles nochmal viel knapper aus.

Ich konzentriere mich auf die Anweisungen, die Roman mir gibt. Denn er steht ganz vorne am Bug und hat die Übersicht.

Vor uns fährt in einem kleinen Schlauchboot ein Marinero vor und weist uns den Weg zum Steg. Ich fahre ihm nach, nur um ein Vielfaches langsamer. Und dann sehen wir auch die Marineros, die uns beim Anlegen helfen werden. Nur sehe ich an der Stelle, wo sie stehen, keinen freien Platz zum Anlegen.

Ich werde nervöser. Denn ich weiß, wenn ich zu weit fahre, müssen wir irgendwie zurückfahren. Und das ist mit Ylvi so gut wie unmöglich.

Nach ein paar Mal nachfragen, ob ich richtig verstanden habe, dass ich zwischen Motorboot und Segelboot unter englischer Flagge rein soll, verlasse ich mich nur noch auf Roman‘s Anweisungen. Denn ich habe von meiner Position keine Chance zu erkennen, dass hier überhaupt ein Platz frei ist.

Nachdem ich weiter vor fahre und beginne nach rechts einzuschlagen, sehe ich endlich unseren freien Platz. Er ist richtig eng. Aber genauso, dass wir noch hineinpassen. Nachdem ich gerade in der Box stehe, lege ich den Rückwärtsgang ein, um Ylvi zum Stehen zu bekommen.

Geschafft!

Roman und die beiden Marineros machen Ylvi noch fertig fest. Den restlichen Tag bin ich richtig stolz auf mich und mein erstes Anlegemanöver.

Jetzt steht fest, dass wir diese Aufgabenverteilung beim Anlegen beibehalten werden. Denn Roman ist sicherer im Umgang mit den Festmachern und traut sich vor allem früher von Bord zu springen, um Ylvi an den Klampen zu befestigen.

Und auch ich habe gemerkt, dass ich mich am Steuer wohler fühle, als vorne am Bug zu stehen und zu warten, bis wir endlich nah genug am Steg ran sind, um runterspringen zu können.

Endlich wieder in Santa Cruz

Im Sommer waren wir bereits ein paar Mal in Santa Cruz. Aber bisher immer nur mit dem Bus für ein paar Stunden. Und eigentlich wollten wir schon um die Weihnachtszeit hier sein. Das haben wir aber leider nicht geschafft.

Jetzt sind wir aber endlich hier. Sogar mit Ylvi direkt im Hafen vor Santa Cruz. Das Hafenmanöver hat mit unserer neuen Aufgabenverteilung auch wieder super geklappt.

In Santa Cruz wollen wir einige Sachen besorgen, die schon länger auf unserer Einkaufsliste stehen. Und ich möchte mich ein wenig umsehen wegen einem neuen PC.

Unsere Einkaufsliste:

✅ Sandalen für Anita
✅ neue Seile (Dirk, Genua- & Groß-Fall)
✅ Hängematte
✅ Ersatz-Teil für Dingy
✅ Heißluftfritteuse

Was war sonst noch los?

👉 In San Sebastian haben wir Nakii Pu und Crew wieder getroffen. Wir haben uns das erste Mal vor über einem Jahr auf Lanzarote getroffen. Keine Selbstverständlichkeit, dass man sich als Segelcrew so schnell wieder sieht. Und sehr wahrscheinlich werden unsere Wege uns bald nochmal kreuzen. Wir freun‘ uns drauf! 😊

👉 Im Dezember-Rückblick haben wir euch ja erzählt, dass wir ein wenig Strom sparen müssen. Das hat sich in diesem Monat wieder geregelt. Zum einen, weil wir den Wasserkocher seltener benutzt haben, so haben wir jeden Tag unsere Batterien wieder um 5-10% voller bekommen. Zum anderen natürlich auch wegen unseren Hafenaufenthalten. Dort gibt’s Strom ohne Ende. 🔋🔋🔋

👉 Wir haben einen Rigg-Check machen lassen. Bis auf unsere hinteren Unterwanten sind alle Wanten und Stagen okay. Nur erfahren wir leider auch, dass wir unseren Mast nach der langen Zeit mal kontrollieren sollten, ob versteckte Bolzen ausgetauscht werden müssen. Das geht aber nur, wenn der Mast liegt. Das heißt, uns wird nicht langweilig. 😉

👉 Außerdem haben wir auch unsere Segel checken lassen und erfahren, dass wir bessere Segel dabei haben, als wir dachten. Denn unser Plan war, dass wir dabei erfahren, dass wir 2-3 Segel entsorgen können und dadurch endlich mehr Platz in unserer Heckkabine bekommen. Bis auf unser angeschlagenes Großsegel sind alle Segel zwar alt, aber in Ordnung.

👉 Das Groß tauschen wir aus durch ein anderes Großsegel, das wir auch an Bord haben. Und das sogar in gutem Zustand ist und auch für unseren Mast passt. Zumindest einigermaßen.

👉 Bevor wir La Gomera verlassen, borgen wir uns noch einen Tag ein Auto aus. Immer wieder etwas Besonderes für uns, weil wir üblicherweise nur zu Fuß entlang der Küste unterwegs sind und uns nicht weit von Ylvis Ankerplatz entfernen. Es war schön, endlich mal wieder etwas mehr Grün zu sehen. Denn sobald man hier in den Norden kommt, wird es richtig grün.

👉 Unsere Rollgenua lassen wir beim Segelmacher, um das Achterliek zu erneuern. Ohne Rollgenua segeln wir gemeinsam mit Nakii Pu rüber nach Teneriffa. Unser Plan: Ein paar Tage nach Santa Cruz und dann über den Norden wieder zurück nach La Gomera, um das Rollsegel abzuholen.

👉 Nach einer ruhigen Nacht am Ankerplatz bei Faro de Abona, fahren wir am nächsten Tag weiter in den Norden. Ziel die Ankerbucht vor der Marina Radazul. Nakii Pu ist bereits vorgefahren. Wir wollten noch einen kurzen Landgang machen. Bei dem haben wir allerdings nicht viel gesehen. Wir wollten nämlich in die Geisterstadt von Abades. Dort war aber ein Security, von dem wir wieder weggeschickt wurden. Schade…

Kurz nachdem wir dann auch losgefahren sind, bekommen wir von Conny von SY Nakii Pu die Nachricht, dass sie eine Wasserhose gesehen haben. Hätten sie uns nicht auch noch ein Video geschickt, hätten wir es nicht geglaubt. 🌪

Wir waren einige Meilen hinter ihnen. Vor und links neben uns war eine Wolkenfront. Rechts von uns schönstes Wetter. Wir waren besonders aufmerksam. Den Wind hatten wir von vorne also fuhren wir auch ohne Segel. Und verstauten noch unser SUP, um unsere Angriffsfläche am Boot zu minimieren. Tatsächlich sahen wir mit dem Fernglas kleinere Tornados an Land. Am Wasser haben wir zum Glück keinen mehr gesehen.

👉 Ich hab einen neuen Arbeitsplatz. Das ging viel schneller als gedacht. Denn meine Idee war es, das irgendwann im Laufe des Jahres umzusetzen. Doch dann haben wir einen Shop in Santa Cruz gefunden, der mich überzeugt hat. Zum einen gute Preise, zum anderen auch Menschen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie das machen, weil sie das lieben.

Ursprünglich hatte ich geplant, den PC auch selbst zusammenzubauen. Bin jetzt aber froh, dass die das direkt gemacht haben. So konnte ich mir eine Menge Zeit und wahrscheinlich auch Nerven ersparen. Und jetzt habe ich endlich einen großen Monitor zum Websites erstellen und bearbeiten. 🥰

👉 Wie so oft verlängert sich unser Hafenaufenthalt mal wieder. Zum einen, weil wir noch auf meinen PC warten mussten, zum anderen aber auch, weil ordentlich Wind über uns zieht und wir auf dieser Seite der Insel keinen sicheren Ankerplatz haben.

👉 Am Tag vor unserer Abfahrt von Santa Cruz haben wir noch den Hafenplatz gewechselt. Denn wir wollten noch Diesel tanken. Da es im Hafen keine Tankstelle gibt, muss man dafür 1-2 Tage vorab in der Marina melden, dass man tanken möchte. Dann kommt ein kleiner Tankwagen und tankt voll, während man an einem Platz nahe der Straße liegt. Mit dem Preis hatten wir nicht gerechnet: 1,30 € pro Liter. Mehr als okay. Wir haben 200 Liter reingetankt und hoffen, damit wieder eine Weile auszukommen. Das letzte Mal haben wir übrigens vor über einem Jahr getankt.

👉 Eigentlich wollten wir über die Nord-West-Küste von Teneriffa zurück nach La Gomera segeln. Da haben wir allerdings nicht mit dieser Gegenströmung und Gegenwind im Norden gerechnet. Denn in unseren Apps, auf die wir uns bisher gut verlassen konnten, war nichts davon vorhergesagt. Wir haben es als Zeichen interpretiert und sind umgekehrt. Denn die einzigen Möglichkeiten wären gewesen:

  1. gegenan mit max. 1-2 Knoten weiterfahren und nicht wissen, wann die Strömung kippt
  2. den Anker in einer Bucht werfen, die sich für uns nicht sicher angefühlt hat

Also sind wir wieder retour. Haben nochmal zwei Nächte am Ankerplatz vor der Marina Radazul verbracht. Und sind dann in die Ankerbucht vor Montana Roja, wo wir im Februar dann noch einiges erleben sollten. Aber dazu mehr in unserem nächsten Monatsrückblick.

Blogbeiträge im Jänner:

Behutsam lenkt uns der letzte Monat des Jahres Richtung 2024. Wir haben die Gelegenheit, eine weitere Insel auf unserer Route zu entdecken und lernen auch die weniger positiven Seiten der Abgeschiedenheit kennen. Vom Internetempfang über das Wasserholen bis zum Batterieladen werden wir hier mit Situationen konfrontiert, die wir so noch nicht erlebt haben.

Das ging kaputt & das haben wir repariert:

✅ Wasserpumpe unseres Motors neu abgedichtet, weil Öl rausgetropft ist

✅ Stagreiter für unsere 4er Genua ausgetauscht

✅ hintere Unterwanten austauschen lassen

Unsere Route im Jänner:

⛵ Valle Gran Rey – San Sebastian

⛵ San Sebastian – Faro de Abona

⛵ Faro de Abona – Radazul

⛵ Radazul – Santa Cruz

⛵ Santa Cruz – Punta del Hidalgo – Radazul

⛵ Radazul – La Tejita

Solarstrom im Jänner:

Solarregler 1 – darüber haben wir im Jänner 14 kWh geladen
Solarregler 2 – darüber haben wir im Jänner 12 kWh geladen

Im Jänner sieht man hier schön, ab wo wir im Hafen waren und unsere Batterien wieder voll waren.

Im Jänner haben unsere insgesamt Solarpanele 26 kWh produziert.

Unsere Ausgaben:

Im Jänner waren unsere Ausgaben viel höher als im Dezember. Unter anderem natürlich, weil wir einige Tage im Hafen verbracht haben. Aber auch, weil wir am Boot einen Rigg-Check und die Unterwanten haben machen lassen…

Rigger700,00 €
Lebensmittel346,86 €
Hafenaufenthalte (6 Nächte in La Gomera, 9 Nächte in Santa Cruz)334,31 €
Sachen für’s Boot (Ersatzteil für Dingy-Motor, Seile)233,85 €
Sonstiges (Hobbies, Hängematte, Eis, …)114,60 €
Heißluftfritteuse69,99 €
Leihwagen (inkl. Benzin)67,00 €
Kleidung45,45 €
Funkgebühren32,70 €
Wäscherei5,00 €
Internet (hatte noch Guthaben aus dem Vormonat)5,00 €
GESAMT1.954,76 €

Sozialversicherungsbeiträge sind in den Ausgaben nicht enthalten, weil diese in unsere Selbständigkeiten fallen und von unseren Einnahmen abhängig sind. Abos, Versicherungen und Mitgliedsbeiträge zahlen wir meistens jährlich oder vierteljährlich und listen wir hier nur auf, wenn sie in dem Monat fällig waren.

Ausblick auf das nächste Monat:

👀 Wir hoffen, dass wir es im Februar noch auf La Palma schaffen.

👀 Einen Nacht-Fotografie-Kurs besuchen, den mir Roman zum Geburtstag geschenkt hat.

Hat dir unser Monatsrückblick gefallen?

Schreib uns in die Kommentare, ob dir unser Monatsrückblick gefällt. Und auch, ob es etwas gibt, das dich noch interessiert.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind Anita & Roman und haben 2021 unser Haus verkauft, um auf ein Segelboot zu ziehen.

Suchst du was?

Kategorien

Unterstütze uns

Folge uns

aktuelle Beiträge

Schnelle vegane Pancakes

Wie kann ein Sonntag besser starten, als mit frischen Pancakes? Vielleicht, wenn’s noch selbstgemachte Marillenmarmelade dazu gibt. Aber besser geht’s dann nicht mehr. 😉 Und

weiterlesen »